Interessantes für WissenschaftlerInnen

Hier finden Sie alle Informationen zur Konstruktion und Validierung der Skala. Bei weitere Fragen und Anregungen können Sie sich gerne an uns wenden.

Validierung der Skala

Die Validierung der BBCS erfolgte anhand der Daten von 961 pflegenden An- und Zugehörigen. Es wurde Cronbachs Alpha berechnet, um die interne Konsistenz der Items zu bewerten und eine Faktorenanalyse durchgeführt, um die Struktur der BBCS zu bestimmen. Zudem wurden die Trennschärfe und Itemschwierigkeiten untersucht und die Konstruktvalidität durch das Testen von vier Hypothesen festgestellt. Die zugehörige Studie ist jüngst im Fachmagazin BMC Geriatrics erschienen (DOI: https://doi.org/10.1186/s12877-022-03650-y).

Validierungsstichprobe

Die Validierungsdaten wurden im Rahmen der Studie „Benefits of Being a Caregiver“ erhoben. (Für diese wurde die Zustimmung der Ethikkommission der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (Nr.: 220_20 B) eingeholt.) Im Anschluss wurden zwischen 10/2019 und 03/2020 die Selbstauskunftsfragebögen an Pflegende, die eine erstmalige Einstufung oder eine Erhöhung der Pflegestufe beim Medizinischen Dienst beantragten, verteilt. Diese wurden von 1082 pflegenden Angehörigen ausgefüllt, von denen 121 Fälle ausgeschlossen werden mussten, weil die CRs jünger als 65 Jahre waren.

Die Validierungsstichprobe umfasste also 961 pflegende Angehörige, die im Durchschnitt 61 Jahre alt und zu mehr als zwei Dritteln Frauen (76,2 %) waren. Mehrheitlich sind es die Partner*innen und erwachsene (Schwieger-)Töchter und -Söhne (87,1 %), die ihre Angehörigen unterstützen. Das Durchschnittsalter der Pflegebedürftigen beträgt 77 Jahre, 64 % sind Frauen.

Alle CRs lebten zu Hause und 52,8 % lebten mit ihrem CG zusammen. Das Durchschnittsalter der CGs betrug 62,10 Jahre (SD = 12,6), 75,7 % waren weiblich, 30,5 % waren Ehepartner, 59,5 % waren pflegende Kinder/Schwiegerkinder oder andere CGs (z. B. Tanten, Onkel, Nichten, Neffen), und 47,8 % waren berufstätig. Das Durchschnittsalter der CRs betrug 82,12 Jahre (SD = 7,0), und 66,9 % waren weiblich. Ursächlich für die Pflegebedürftigkeit waren zum Beispiel Altersgebrechlichkeit, eine Demenzerkrankung, Schlaganfall und Krebs. Insgesamt 37,9 % der CRs wurden aufgrund einer Demenzerkrankung betreut.

Nähere Informationen zur Stichprobe finden sich in Tabelle 3 der Studie „Validation of the Benefits of Being a Caregiver Scale (BBCS) – further development of an independent characteristic of informal caregiving“ von Pendergrass et al. (2023)

Verteilung

Die mögliche Punkterange von 0-60 Punkten wurde komplett ausgenutzt. Der Mittelwert war 27,07 (SD=12,91) und der Median 27,00.

 

Weitere erhobene Konstrukte

Um die Validität der Skala beurteilen zu können, wurden folgende Konstrukte zusätzlich in der gleichen Messung erhoben:

Konstrukt Messinstrument
Subjektive Belastung der Pflegenden/CGs Kurzversion der Burden-Scale for Family Caregivers (BSFC-s) (Graessel et al., 2014)
Positive Aspekte der Pflege Positive Aspects of Caregiving (PAC)-Skala (Tarlow et al., 2004)
Allgemeines Coping-Verhalten COPE 6 Fragebogen (abgeleitet aus dem Brief COPE-Fragebogen) (Carver, 1997)
Qualität der Beziehung zwischen CG und CR Rating durch CG aktuell und vor der Pflegebedürftigkeit als „positiv“ oder „neutral/negativ“
3 Aspekte der informellen Pflegezeit: ADLs (Aktivitäten des täglichen Lebens), IADLs (Instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens) und Beaufsichtigung/Supervision Messung mit jeweils einem Item nach dem Resource Utilisation in Dementia (RUD)-Fragebogens (Wimo & Winblad, 2003) + durchschnittliche Anzahl der Stunden die pro Tag dem gewidmet werden
Soziodemografische und allgemeine Merkmale

Validität

Die konvergente Validität wurde mit den Hypothesen H1-H3 überprüft, die diskriminante Validität mit H4 (die Hypothesen basierten dabei auf aktuellen Erkenntnissen in der Literatur).

Hypothese Hypothese Hypothese bestätigt Ergebnis
H1 Da die PACS (Positive Aspects of Caregiving) und die BBCS ähnliche Konstrukte messen, korrelieren die beiden Skalen stark positiv sig. positiver Zusammenhang zwischen PACS und BBCS (r = 0,75)
H2a

 

 

 

 

H2b

Adaptives Coping (emotionsfokussiert, problemfokussiert) der CGs korreliert eher positiv mit dem BBCS Summenscore

 

 

Maladaptives Coping (dysfunktional) korreliert nicht mit dem BBSC Summenscore

 

 

 

 

Sig. Positiver Zusammenhang zwischen BBCS und emotionsfokussiertem Coping (r = 0,18) und BBCS und problemfokussiertem Coping (r = 0,23)

 

Kein sig. Zusammenhang zwischen BBCS und maladaptivem Coping (r = -0,05)

H3 Eine positive aktuelle Beziehungsqualität korreliert positiv mit dem BBCS. Sig. Positiver Zusammenhang zwischen einer aktuellen positiven Beziehung und dem BBCS (η = 0,20)
H4 Es liegt keine Korrelation zwischen BSFC-s und BBCS vor r = -0,07

 

  • Alle Korrelationen waren hypothesenkonform ⇒ alle Hypothesen zur konvergenten und diskriminanten Validität konnten angenommen werden

Besonderheiten und Stärken der Validierung

  • Besonders große Stichprobe für die Validierung: es wurden fast 1.000 pflegende Angehörige in Bayern befragt
  • Ein-Faktor-Struktur der BBCS ist empirisch eindeutig nachweisbar ⇒ der Summenscore ist gerechtfertigt und dieser Score kann als Ausdruck des Leistungsumfangs interpretiert werden
  • Nicht nur anwendbar für häusliche Pflegesituationen mit Demenz, sondern auf alle Situationen, die zu einem Pflegebedarf bei älteren Menschen führen

Limitationen der Validierung

  • Validierungsstichprobe basierte nur auf Angehörigen, die eine häusliche Unterstützung im Sinne von Pflegeleistungen leisteten (Angehörige mit nur einem geringen Unterstützungsbedarf wurden nicht aufgenommen)
  • Validierungsstichprobe möglichweise nicht repräsentativ für die Gesamtpopulation der informell pflegenden (basierte auf selbstgewählten, deutschsprachigen Pflegenden)
  • Studie zur Validierung beruhte auf Selbsteinschätzungen (mit verschiedenen Risiken verbunden)